Dienstleistungsbetrieb Schürer

22.4.-25.5.

Wenn ich an nackte Frauen denke, denke ich selten an schwarz / weiß, noch seltener grau. Nachdem Besuch der Ausstellung „In der Kirche wirst du es wahrscheinlich nicht anziehen; aber es wird Dich bestimmt in den Beichtstuhl bringen" denke ich immer noch an nackte Frauen, an schwarz weiße, graue und eben die anderen. Eine große Fahne, leicht – luftig – himmelblau, sie erinnert an Unterwäsche, schaukelt unverstohlen, also irgendwie breitbeinig, vor dem Eingang der Ausstellungsräume. Auf ihr besagter Titel. Ich schwinge mich auf, die ersten beiden Stufen zu nehmen und stehe im ersten Raum. Unter meiner Sohle die erste Frau , weiß, nicht groß, dafür Linienstark. In Reihe und Glied nochmals 100 Figuren- Buchstaben, Sätze, Formen – darunter auch Männer.

Alle auf den Boden gesprüht und nummeriert , darüber Leuchtkästen, Unterhosen, Regenmäntel, Jutetaschen, Lederkoffer, Badeanzüge, Herrenhemden....,nichtbesprüht, wie sich später herausstellt, eine Option an den Gast, also auch an mich, für Texte und Formen, nach Wunsch gefertigt, auf Bestellung gesprüht. Im Keller stehen große und kleine Leuchtbuchstaben. Die Presse schreibt später, daß sie wie Pilze aus dem Boden sprießen. Beleuchtet von einer Rotlichtlampe werfen sie ihre Konturen an die Wand. Ich verstelle die Buchstaben und schreibe Uschi. Das erste Stockwerk zeigt Beispiele: Ein Strampelanzug mit den Worten Opfer des Wienerwalds; eine Damenhose mit Hosenbein auf dem Hosenbein; eine große Tafel mit Figuren, darüber das Wort Mitspieler daneben ein Stück Kreide. Gegen 24°° Uhr verlasse ich den Ort, in dem mir der Rotwein gut geschmeckt hatte, treffe aber nach wenigen Minuten wieder auf diese Damen und Herren, die mich schon zu Anfang begrüßten. Diesmal kleben sie auf großen Schaufenstern, in Gruppen aufgeteilt, im Abstand das Spielfeld. Verunsichert kehre ich am folgenden Morgen an diesen Ort zurück und stelle zufrieden fest, dass es sie tatsächlich gibt.

(Thomas Sosnik)

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