ICE – STRECKE 

August November 1997    

An der ICE – Strecke (Gabelung Berlin / Hannover bzw. München / Frankfurt) inszenierte Daniel Schürer mit dem Hildesheimer Schauspieler Oliver Dressel Szenen, welche ausschließlich für die Augen der Zugfahrgäste bestimmt waren. Unvorbereitet trafen diese auf unwirkliche Bilder, die sich zwischen Möglichem und Unmöglichem aufhielten. Ein Rollstuhlfahrer, mitten auf dem Acker, halb im Schlamm versunken – sich mühend, den bereits gefahrenen Weg fortzusetzen, doch im gleichen Moment sein Tun als hoffnungslos erkennend. Oder eine Braut, die scheinbar im Spiel ihre Hochzeitsgesellschaft verloren hat und aus einem unerfindlichen Grund ihre Augenbinde nicht abnehmen will.

Im Regen geht sie dem ICE entgegen, vielleicht sucht sie ihren heranbrausenden Gemahl. Ein Verirrter mit Reisegepäck, ein Schaffner, ans Kreuz genagelt, Gleisarbeiten unter dem Einsatz von Staubsaugern und Fernsehgeräten, ein blumenpflückender Nackter, ein Schlauchboot am Steilhang ... . Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich zwei Welten, verschmolzen zwei nicht zueinanderpassen wollende Ereignisse.

Kaum vom Fahrgast wahrgenommen, waren die Bilder im nächsten Augenblick schon unwiderruflich verschwunden. Der unfreiwillige Besucher wurde fortgetragen und mit dem Eindruck alleine gelassen. Der Anfang eines Films im Kopf des Reisenden war gemacht.

     
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