November 2017:
Alexander Steig 24 HR!?

2-teilige Closed­Circuit Videoinszenierung, Via 113 , 10.11-.–12.12.2017

Eröffnung: Freitag, 10. November 2017 um 19 Uhr

Schon durch die Glastür sieht man an der Wand in Übergröße das sonst eher unauffällig angebrachte Hinweispiktogramm einer Überwachungskamera mit dem Hinweis „24 HR VIDEOSURVEILLANCE?“. Auffällig hier ist das Fragezeichen. Aber auch die Größe, versucht man doch sonst, diesen Hinweis zu minimieren. Der Raum dahinter scheint ein Mini-Kino zu simulieren; auf der großen Projektion sieht man ein Bett (in Echtzeitübertragung). Eine Videokamera scheint den Bereich aufzunehmen.

Im Obergeschoss sieht man ebenfalls übergroß das bereits vertraute Piktogramm, nur diesmal mit Ausrufezeichen. Gleichzeitig läuft man direkt in das intime „Film-Set“, sieht selbiges Bett, das man unten auf der Projektion gesehen hat. Betritt man das Set, kann man erkennen, dass vom Bett aus das eben gesehene Mini-Kino auf einem Fernseher zu beobachten ist.

Der Wunsch nach Selbstdarstellung, nach Selbstentäußerung ist nicht neu. Ob man sich Reden schwingend an Passanten wendet, professionell auf der Bühne steht, sich vor Betrachtern einer Fernsehshow entblößt, selbiges seelisch und/oder körperlich, ob man in Video-Chats gegen Gebühr die Hüllen fallen lässt oder dabei zusieht, oder ob man nach Aufmerksamkeit in „sozialen“ bzw. anti-sozialen Netzwerken giert, ob man twittert oder sich in den Fokus einer Kamera des Nachrichtensprechers am Ereignisort schiebt, der Drang hin in die sogenannten Neuen Medien an (un)bekannte Adressaten ist steigend. Jede noch so unerhebliche Äußerung oder jeden noch so nichtigen Anlass gilt es festzuhalten und zu übermitteln.

Zu Überwachungszwecken installierte Videokameras hingegen bilden eine Ausnahme, sie werden, sofern wahrgenommen, nicht als Selbstdarstellungsmedium angenommen. Hier klingt keine warholsche Verheißung nach den berühmten 15 Minuten Ruhm an. Ihr Auftrag ist es, im normalen Alltag das besondere Moment festzuhalten, eine Straftat z. B., oder andere in ihrem Aufnahmebereich sanktionierten Übertritte. Jüngst sollten schulische Toiletteanlagen videoüberwacht werden, um Vandalismus vorzubeugen... Der Einzug dieser Technik ins Private, in oder um die eigenen vier Wände zu sichern, verschafft die Kontrolle über sein Heim, so dass man Baby beim Schlafen zuschauen kann oder um im Urlaub via IP-Kamera die heimischen Witterungsbedingen zu prüfen und ggf. die Gartenbewässerung zu veranlassen.

Die 2teilige Closed-Circuit Videoinszenierung „24 HR!?“ des Münchner Künstlers Alexander Steig bietet die Möglichkeit, zunächst im intimen Rahmen des Kunstraums Via113 diese Ereignislosigkeitslücke zu füllen und in die Öffentlichkeit zu übertragen. Der Rückzugsort des Pensionszimmers im ersten Geschoss wird öffentlich. Wer hier sein Haupt niederlegt, wer hier schläft oder gar andere Dinge tut, ist nicht mehr allein. Sie oder er kann sich, gewollt oder ungewollt, aufmerksamer Blicke sicher sein, überträgt doch eine Videokamera die Bettstatt live in den provisorischen Vorführraum. Dort ließen sich die Vorgänge auf und unter der Bettdecke prominent und großformatig projiziert detailgenau verfolgen.

Das vermeintlich kompromittierende Moment bedeutet aber kein einseitiges Vergnügen, kann doch der Schlafgast auf seinem Fernsehrgerät sich selbst und sein Publikum beobachten. Neben der Möglichkeit der Korrektur seines oder ihres Handelns, der Haltung, der Frisur, könnte auch auf die Reaktion des Publikums eingegangen werden.

Steigs Inszenierung darf als mediale Anordnung gesehen werden, die versucht, das Vexierspiel der o. g. Bedürfnisse und Mechanismen in der laborartigen Situation des Ausstellungsaufbaus auszuloten. Die Quasiintimität des Schlafzimmers gegenüber der Öffentlichkeit des Mini-Kinos lassen, weit ausgeholt, dabei Assoziationen zur Rolle des Staates als verantwortliche Instanz zu, dessen Aufgabe, die Sicherheit seiner Bürger zu gewährleisten, immer zwischen den Polen von Kontrolle (aller) und des damit einhergehenden Verlustes des Privaten (auch im öffentlichen Raum) pendelt. Huxleys „Schöne neue Welt“ meets Orwells „1984“...

Auch sind Gedanken zur expliziten, zu exhibitionistischen Entäußerungen zulässig, bleibt seitens der Industrie doch keine Variante unversucht, das Lustlager kommerziell zu nutzen und virtuell in die gute Stube zu bringen, wobei diesbezüglich kollektives Schauen seit dem Schließen der Bahnhofskinos signifikant abgenommen hat.

Die scheinbare Schizophrenie der persönlichen Preisgabe bei gleichzeitiger Sorge um schwindende Privatsphäre birgt die Qualität eines Dilemmas, das in hier bis zum 12. Dezember als episches Stück potentiell für 24 Stunden sieben Tage die Woche angelegt ist, wovon Sie sich jeweils dienstags von 19–21 Uhr überzeugen können.

(AS)

Oktober 2017:
SOZIAL ASOZIAL POSTPRANDIAL / Teil 1
Eröffnung: Freitag 20.10.2017 20°°
Produzent_ D. Schürer
Dauer: 20.10.2017 – 7.11.2017
Projekttag: Di 19°°-21°° u . n. Vereinbarung
Kontakt: fon: 01631733715 oder 015116567612

Die Ausstellung umfaßt 20 Bilder, die auf den drei Etagen des Kunstvereins Via 113 verteilt sind, ähnlich verteilt wie deren Motive auf die halbe Welt.

Für die Generation, die noch mit papierenen Stadtplänen aufgewachsen ist, ist der Wiedererkennungswert groß, sie holen den Besucher da ab, wo die Welt im Rückblick noch in ihren Fugen lag, wo sie planbar schien und faltbar war. Die Motive allerdings verstören gleichermaßen wie sie einen in ein endlos beruhigendes Nichts katapultieren, - schwer entflammbar, wasserfest und säurebeständig

DER ZEIT VORAUS wie es dazu in dem Klappentext des Einladungsbüchleins lapidar und irrsinnig heißt.

SOZIAL ASOZIAL POSTPRANDIAL….
oder Os obejectivos estavam certos mas nao os meios - Die Ziele waren klar aber nicht die Mittel
Sozial: Im 18. Jahrhundert von französisch social entlehnt, das auf lateinisch socialis, eine Ableitung zu socius „teilnehmend, in Verbindung stehend, zugesellt“, zurückgeht
Asozial: Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem ursprünglich griechischen Präfix a- („un-“, „gegen“) von sozial abgeleitet
POSTPRANDIAL: Zugrunde liegen lateinisch post - „nach“ und prandium - „Mahlzeit“

September 2017:
-Jahresprojekt 2017

SOZIAL ASOZIAL POSTPRANDIAL…

Vorwort:

In vielen Ländern werden Menschen und Gruppen gewählt, die Kraft der Wahl, politische Macht ausüben sollen und können. Immer wieder war man als Beobachter oder Beteiligter dabei erstaunt, wenn auch nicht immer verwundert, über die große Zahl an Wähler, die ihre Stimme Menschen und Gruppen gaben, die einem persönlich fern standen. Sehr fern.

Fast so alt wie die Kunst, zumindest seit der Moderne, ist die gebetsmühlenhafte Frage, wie politisch ist, kann, darf oder soll die Kunst sein?

Wenn es wieder einmal dazu gekommen ist, fragt der eine oder andere sich, wie es dazu kommen konnte. 1001 Antwort lassen sich finden, manche passen wie die Faust aufs Aug, andere werden eher an Haaren herbeigezogen

Grundsätzlich betrachtet ist Kunst sogar derart politisch, dass sie als höchst schützenswertes Gut und Grundrecht in Artikel 5 des Grundgesetzes Eingang gefunden hat: Die Kunst ist frei. Dieses Recht gilt als wesentlich für eine demokratische Grundordnung. Oder anders gesagt: Am Grad der Freiheit der Kunst in einem Staat kann man immer auch den Grad seiner Demokratisierung ablesen.

Eine innerliche Unruhe bleibt, denn man begreift sich als machtlos, erscheint als Spielball der Mächte.

Wir befinden uns im Jahre 2017 nach Chr. Ganz und ausnahmslos ist unser Körper von Ängsten und Zweifeln besetzt... ganz und ausnahmslos? Nein! Ein von unbeugsamem Optimismus bevölkertet Körperteil hört nicht auf, den Ängsten und Zweifeln Widerstand zu leisten….

Denkt man das weiter, braucht ein Künstler dafür gar nicht erst politische Intentionen; – allein indem er Kunst macht, übt er automatisch, per se politischen Einfluß aus. Wir erinnern uns da an die vermeintlich unpolitischen phantastischen Landschaften eines Capar David Friedrich, die ab der deutschen Frühromantik als antifranzösische Reaktion einem identitätsstiftenden deutschen Patriotismus Vorschub leisteten – ob er es wollte oder nicht.

Vielleicht hilft es, das Wort Politik etymologisch zu betrachten: Es geht nicht um Tagespolitik und Verwaltungsprozesse, auch nicht nur um die lateinisch-altfranzösische „Wissenschaft über die Staatslenkung“, sondern auch um das ursprünglich griechische „den Bürger betreffend, den Mitbewohner einer Gemeinde“, die polis – d.h. die Gestaltung des Öffentlichen, eines verbindlichen Miteinanders. So ist Kunst ab dem Punkt, wo sie in die Öffentlichkeit geht, gesellschaftlich relevante Kunst und damit immer politisch.

Auch wenn die Kunst per se also frei ist, kann man wie aus jedem Recht auch eine Aufgabe oder eine Pflicht ableiten. Die folgenden knappen Worte stammen nicht aus einer sozialistischen Trinkhalle, sondern stehen ebenfalls seit 1948 im Grundgesetz (Art. 14): Eigentum verpflichtet.

Wenn wir nun Eigentum nicht nur als rein materiell definiere, sondern darunter ebenso geistiges Eigentum, Wissen, Erfahrung und mir verbriefte Rechte verstehe, dann verpflichtet solches Wissen und solches Recht.

Es geht nicht darum, „politische Kunst“ zu machen. Es geht darum, Kunst politisch zu sehen.“

.S.

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März 2017:
Februar 2017:
Natürlich können auch sie
ihre Oma ausstellen

.....bringen Sie sie mit
oder senden sie sie uns in Form einer Datei:

projekt-oma@outook.de

Eröffnung: Sa 11.2.2017 16°°-19°°
Öffnungszeit: Di 19°°- 21°° u.n. Vereinbarung
Dauer: 11.2. - 16.3.2017

TV-Report

Und wenn der Kunstverein Via113 sich den Großmüttern dieser Welt zuwendet, so in der Idee, dass er dort etwas zu finden glaubt, was ansonsten nur in den Mythen auftaucht, allerdings ohne den unangenehmen Anspruch auf Wahrheit, vielmehr gewürzt mit der warmen Hand von Logos,

Wir freuen uns, auch Ihre Oma in unsere Ausstellung mit aufzunehmen. Es soll ein fortlaufendes Projekt werden, welches in Hildesheim seinen Anfang nimmt.

Bilddateien nehmen wir gerne in Form einer Datei auf. Sie werden von uns ausgedruckt und der Ausstellung beigefügt. Bitte Bild mit Vorname der betreffenden Person an folgende Adresse senden:
projekt-oma@outlook.de
oder temporär persönlich in die Ausstellung intergieren.

Die Alten erzählen den Kleinen, sie vermitteln ihnen die Welt, auf dass es weitergehen kann. Und also erzählt die Oma dem Kind….
1.) ….. und das Kind fliegt hoch über die Erde, die längst in ihren Angeln bröselt und vermag zu sehen, was zu sehen nicht ist.
2.) …..Nur wirkt dieses Märchen, als nähme es den schwärzesten Nihilismus vorweg: Es erzählt von der Existenz des Menschenkinds auf einer heillos entzauberten Welt, von seiner Verlassenheit zwischen dem Nichts, dem Nie und dem Niemand Das bedeutet die Umkehrung aller Ordnung, damit ist die Welt aus den Angeln gekippt. Nichts ist mehr gut.
3.) …..von Vater und Mutter, von Sonnen und Mond, von den Sternen und der Ordnung, von der Heimat und den Düften. So wiegt sich das Kind in Zuversicht, in der großen Hoffnung nie allein zu sein.
4.) …….